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Zukunftsideen für Open Source und Freie Software

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Für ein Forschungsprojekt der Helmut-Schmidt-Universität werden Freiwillige gesucht, die Vorschläge für Zukunftsideen einreichen.

In dem Forschungsprojekt „Open Foresight“ der Helmut-Schmidt-Universität aus Hamburg wird nach zukunftsträchtigen Ideen und Konzepten im Bereich Open Source gesucht. Wie wird Open Source im Jahr 2030 aussehen? Hierbei haben sich die Forscher einen mehrstufigen Wettbewerb ausgedacht, der nun gestartet wird. In einer ersten Phase werden Ideen und Konzepte von den Nutzern gesammelt. Durch eine weitere Runde werden die Konzepte in einer Umfrage zur Wahl gestellt, damit in einer dritten Runde detaillierte Ausarbeitungen der Ideen gestaltet werden. In einer letzten Runde wird dann entschieden, welches Konzept das Beste ist.

Zu dem Wettbewerb hat Ikhaya ein Interview mit Michael Zeng, Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Helmut-Schmidt-Universität in Hamburg geführt.

Wie kamen Sie auf die Idee diesen Wettbewerb auszurichten?

Zeng: Bereits in vorherigen Untersuchungen haben wir uns dem Potenzial von Online Communities und hier besonders Communities aus dem Bereich der Open Source gewidmet. Untersucht wurden diese Communities durch eine sogenannten Netnography. Kurz gesagt haben wir bereits ältere Threads gelesen und die Fragen und Antworten ausgewertet. Im Anschluss wurde recherchiert, ob der prognostizierte Zustand eingetreten ist, oder nicht. Hierbei handelt es sich um eine passive und vergangenheitsorientierte Methode.

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Helmut Schmidt Universität Hamburg

Um diese bereits getätigte Forschung zu erweitern, waren wir auf der Suche nach möglichen Methoden. Durch unsere Recherche und Forschungsarbeiten aus anderen Bereichen sind wir auf die Idee der Ausrichtung eines Ideenwettbewerbs gekommen. Viele namenhafte und große Unternehmen richten regelmäßig solche Wettbewerbe aus, um neue und externe Quellen für die Marktforschung etc. zu generieren. Ein Beispiel ist die Plattform unserALLER.

Wer fördert dieses Forschungsprojekt?

Zeng: Fördergeber ist die Landesforschungsförderung Hamburg. Partner sind die Technische Universität Hamburg-Harburg, die Universität Hamburg und die Hyve AG.

Warum gibt es so viele Runden beim Wettbewerb?

Zeng: Mit Hilfe der hohen Anzahl an Runden planen wir sämtliche Ideen und Konzepte aufgreifen und auswerten zu können. Unser Ziel war ein „Step-by-Step“ Vorgehen, um zunächst grobe Ideen und Entwicklungen der Zukunft abzustecken, die User über diese Ideen diskutieren zu lassen und auf diese Art und Weise die aus Sicht der User zukunftsträchtigsten Ideen herauszufiltern, die dann im Detail von allen weiterentwickelt werden können. So soll mit Hilfe der Crowd und im Sinne von Open Source ein gemeinsames Bild der Zukunft entstehen.

Warum haben Sie ubuntuusers.de als Partner für diesen Wettbewerb ausgesucht?

Zeng: In der bereits erwähnten vorangegangenen Forschung sind wir innerhalb Ihrer Community auf das größte Potenzial für zukunftsorientierte Ideen gestoßen. Einer unserer Studenten, der am Forschungsprojekt aktiv beteiligt ist, war eine Zeit lang Benutzer Ihres Desktop-Betriebssystems und ein Fan Ihrer Community. Er hat selber viel in Ihrer Community gelesen und war immer wieder von der Kompetenz und der Bereitschaft zu helfen und an Diskussionen teilzunehmen begeistert.

Worin besteht Ihrer Meinung nach das große Potential in Open Source Produkten?

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Technologie- und Innovationsmanagment

Zeng: Das große Potenzial von Open Source Produkten besteht in der Ideologie, die hinter dieser Bewegung steckt. Der Wille, die Produkte für jeden zur Verfügung zu stellen, einander zu helfen und zu teilen, ist der Grundgedanke dieser Bewegung. Open Source Produkte und auch Communities feiern große Beliebtheit bei einer Vielzahl von interessierten Usern. Nicht nur User mit fundierten Kenntnissen im Bereich von Programmierung können ihren Teil zur Gemeinschaft und der Software leisten, sondern ebenfalls der ganz normale Anwender. Die User treffen zusammen, weil sie es freiwillig möchten, weil sie sich für die Produkte interessieren und nicht, weil sie es müssen. Das steigert unserer Meinung nach besonders die Kreativität und den Willen zu helfen. Dies wurde auch bereits in vielen anderen wissenschaftlichen Arbeiten belegt.

Welche Open Source Software nutzen Sie persönlich und an der Universität?

Zeng: Die Universität nutzt neben Windows als Betriebssystem auch Linux. Die Einwahl in das Universitäts-Netzwerk erfolgt mittels OpenVPN. Die Studenten und auch die Professoren können selber entscheiden, welche Software und welche Betriebssysteme sie nutzen. So finden sie bei beiden Parteien sowohl closed-software als aus Open Source Software.

Wir selber nutzen eine Vielzahl an Open Source Software, wie bspw. OpenOffice, Firefox und Thunderbird. Unser bereits erwähnter Student nutzt selber Ubuntu als Betriebssystem auf seinem Notebook, hat bereits Erfahrung mit Ubuntu Touch auf dem Google Nexus 4 gemacht und nutzt ebenfalls eine Vielzahl von Open Source Programmen für die Universität, wie Firefox, Thunderbird, Gimp, OpenOffice, Android etc.

Wie kamen Sie persönlich zu Open Source Software?

Zeng: Persönlich kam ich zur Open Source Software, weil mir der Grundgedanke dieser sehr zusagte. Ich war davon begeistert, dass Wissen und Erfahrungen in Communities kostenlos und mit Freude geteilt werden. Des Weiteren sah ich persönlich für mich einen großen Nutzen in Open Source Software, da diese nicht nur häufig kostenlos ist, sondern auch immer aktuell ist und mir keine closed-software dieses Update Intervall bieten konnte.

Was erwartet dem Siegerkonzept?

Zeng: Das Siegerkonzept wird als solches ausgezeichnet und vorgestellt. Als monetären Anreiz setzen wir einen 20 Euro Gutschein für Amazon. Dieser kann aber nach Belieben von anderen Anbietern sein. Dies soll aber nur ein kleiner Anreiz sein und es soll im Sinne von Open Source um die Anerkennung in der Community gehen. Wir selber sind auch überhaupt nicht monetär an dem Siegerkonzept interessiert, sondern wollen lediglich den Prozess, wie dieses Konzept oder auch mehrere Konzepte entstehen, beobachten. Vielleicht besteht die Möglichkeit durch Sie, die Administratoren, den Verfasser des Konzeptes als Sieger zu krönen und seine Kreativität, Expertise etc. auszuzeichnen.

Was kommt danach? Wie werden die Forschungsergebnisse verwendet und gibt es weitere Forschungsprojekte, die an Ihrer Universität durchgeführt werden?

Zeng: Die Forschungsergebnisse werden im Rahmen einer Masterarbeit und einer Doktorarbeit verwendet und in unser Forschungsprojekt „Open Foresight“ eingebettet. Ähnliche Vorgehen praktizieren wir auch in anderen Industrien. Sollte der Wettbewerb positiv bei den Usern angenommen werden, sind auch hier im Bereich der Open Source weitere Projekte möglich. In keinster Weise werden die Forschungsergebnisse aus dem aktuellen Projekt gewerblich verwendet. Wie gesagt, sind wir als Forscher lediglich an dem Prozess interessiert. Ferner werden die Ergebnisse in den Arbeiten anonymisiert dargestellt, um die Privatsphäre der User zu schützen.

Die Diskussion zum Wettbewerb wird bei ubuntuusers.de in einem Forumsbeitrag geführt.