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Sciebo - Die Science Box

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Sciebo ist ein auf ownCloud basierender, nicht­kom­mer­zi­el­ler Cloud-Spei­cher­dienst für For­schung, Stu­di­um und Lehre. Er soll Studierenden, Lehrenden und Beschäftigten dabei helfen, Daten möglichst komfortabel und einfach mit Kommilitonen und Kollegen zu teilen.

Sciebo ist ein gemeinsames Projekt von 24 Hoch­schu­len und For­schungs­ein­rich­tun­gen in NRW. Der Dienst basiert auf der ownCloud Enterprise Edition 🇬🇧 und bietet Studierenden und Beschäftigen der teilnehmenden Einrichtungen eine Lösung zum „Sync & Share“ von Dateien.

Dieser Artikel führt aus, welche Bedürfnisse zur Entwicklung von Sciebo führten und gibt einen kurzen Überblick über Sciebo.

Mängel bestehender Lösungen

Nun ist Sciebo nicht der erste und längst nicht der einzige Cloudspeicherdienst im Netz. Dies wirft die Frage auf, ob es tatsächlich noch einen weiteren Dienst braucht.

Das Problem existierender Dienste wie zum Beispiel Dropbox oder Google Drive ist, dass die dort gespeicherten Daten auf Servern privatwirtschaftlicher Unternehmen mit kommerziellen Interessen liegen. Diese Server stehen häufig im Ausland. Die Einhaltung des Bundesdatenschutzgesetz ist dabei nicht gewährleistet und kann in der Regel nicht kontrolliert werden. Auf Grund dieser Problematik ist bspw. den Beschäftigen der Universität Bielefeld die Nutzung dieser Dienste für dienstliche Zwecke untersagt.

Zur Speicherung von Dateien stehen an den Universitäten und Hochschulen meist noch Netzwerkspeicher auf Basis von Samba, NFS oder Windows-Dateiserver zur Verfügung. Dateien können dabei meist nicht automatisch zwischen Endgerät und Netzwerkspeicher synchronisiert werden. Auch der gemeinsame Zugriff auf und das Teilen von Dateien ist meist nur umständlich möglich. So muss der Zugriff auf Netzwerkfreigaben doch meist erst umständlich beantragt werden.

Durch die Bereitstellung von Sciebo soll diese Situation verbessert werden.

Anforderungen

Sciebo wurde entwickelt, um die folgenden Anforderungen zu erfüllen:

  • Sicherheit - Einhaltung der strengen deutschen Richtlinien für Datenschutz und Datensicherheit.

  • Verfügbarkeit - Synchronisation der Dateien mit allen gängigen Endgeräten wie zum Beispiel Computer, Laptop, Smartphone oder Tablet. Zugriff über einen Webbrowser und damit weltweite Erreichbarkeit der Daten.

  • Zusammenarbeit - Freigabeoptionen erlauben es, auch mit externen Projektpartnern zusammen zu arbeiten.

Die Lösung

Sciebo basiert auf ownCloud 7 Enterprise. Enthalten sind die Funktionen zum Sync und Share von Dateien.

Die Server des Dienstes stehen ohne Ausnahme in Deutschland. Bisherige Standorte sind Münster, Bonn und Duisburg-Essen.

Zur Synchronisation der Dateien stehen Clients für eine große Anzahl von Endgeräten zur Verfügung. So existieren Clients für Linux, Android, Windows, Mac OS und iOS. Für Ubuntu stehen dabei sowohl Binärpakete als auch PPA für aktuell unterstützte Versionen bereit. Darüber hinaus werden Paketquellen und Binärpakete für CentOS, Debian, Fedora, openSUSE, SLES und RHEL angeboten. Bei allen Paketen handelt es sich aktuell um die Version 2.1.1 des ownCloud-Desktop-Clients 🇬🇧.

Was ist das besondere an dieser Lösung?

Nun mag man sich fragen, was ist das besondere daran eine ownCloud zu betreiben? Warum so ein Aufwand? Warum betreibt nicht einfach jede Universität ihre eigene ownCloud?

Die Antwort auf diese Fragen ist eigentlich ganz einfach. Die einzelnen Unis verfügen nur über begrenzte Ressourcen. Dies gilt sowohl für Hardware, Infrastruktur, als auch Personal. Alle drei Ressourcen werden jedoch benötigt, um einen Cloudspeicherdienst in hinreichender Qualität zur Verfügung stellen zu können.

So wurde beschlossen, statt auf viele kleine, auf eine große Lösung zu setzen. Durch die Konzentration an den drei Standorten, konnten verfügbare Fördermittel und Ressourcen optimal eingesetzt werden.

In einem heise-Artikel finden sich genauere technischen Daten:

Am Standort Münster wird Sciebo beispielsweise auf 16 Linux-Servern mit jeweils zwei 8-Kern-CPUs und 128 GByte RAM betrieben. Davor stehen zwei Load-Balancer, die mit 10 GBit/s ans deutsche Forschungsnetz angebunden sind. Die Dateien werden in drei GSS-Storage-Systemen von IBM gespeichert, die zusammen netto drei Petabyte Speicherplatz bereitstellen und bis zu 14 GByte pro Sekunde wegschreiben können. Vier Datenbankserver mit jeweils 256 GByte RAM und 800 GByte SSDs replizieren in einem Galera-Cluster 🇬🇧 die MySQL-Datenbank.

Zusammen mit den Installationen in Bonn und Duisburg-Essen wurde damit ein Dienst für bis zu 500.000 Benutzer geschaffen.

Kritik

Es ist positiv zu bewerten, dass bei diesem Projekt an die gängigen Betriebssysteme gedacht wurde und man Linux nicht vergessen hat. Auch die Entscheidung zur Nutzung einer Open Source Lösung ist durchaus sehr positiv zu bewerten. So wurde verhindert, dass man sich in die Abhängigkeit zu einem kommerziellen Anbieter begibt.

Lediglich das Fehlen einer client-seitigen Verschlüsselung ist zu bemängeln. Mit administrativem Zugriff auf die Server des Dienstes ist auch ein Zugriff auf die dort gespeicherten Daten möglich. Dies ist ein Nachteil, der bereits in ownCloud steckt, auf welchem Sciebo basiert. Wer ganz auf Nummer sicher gehen möchte, muss sich immer noch selbst um die Verschlüsselung seiner Dateien kümmern.

Alles in allem stellt der Dienst dennoch einen großen Fortschritt in Punkto Komfort und Sicherheit dar.


Vielen Dank an Tronde für den Artikel!