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Review Meizu MX4 - Ubuntu Edition

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Seit Ende Juni ist das Meizu MX4 in der EU über ein Invite-System bestellbar. Es wird Zeit, sich das Gerät näher anzuschauen.

Ikhaya warf bereits am ersten Tag nach Erhalt des Meizu MX4 einen ersten Blick auf das Gerät. Dieses wurde von Canonical an die sogenannten „Ubuntu Phone Insider“ zur Verfügung gestellt. Das Meizu MX4 reiht sich neben dem bq Aquaris E4.5 und dem bq Aquaris E5 als drittes Ubuntu Phone ein. Es ist das erste Phone, welches vom chinesischen Hersteller Meizu erschienen ist.

Software

Im Testbericht zum bq Aquaris E4.5 nahm die Software einen großen Teil des Artikels ein. Die vorinstallierte Software ist vom Funktionsumfang, den vorinstallierten Scopes und Apps identisch zum bq Aquaris E4.5. In den letzten Monaten sind allerdings ein paar Software-Updates erschienen, die das Basis-System von 14.10 Utopic Unicorn auf 15.04 Vivid Vervet gehoben haben. Außerdem wurden zahlreiche Fehler korrigiert und einige Funktionen in den Core-Apps erweitert, so dass der Browser zum Beispiel mittlerweile einen privaten Modus beherrscht.

Alle Software-Eigenschaften, die mit der verbauten Hardware zusammenhängen, werden in den folgenden Abschnitten im Zusammenhang mit der jeweiligen Hardware genannt.

Hardware

Der Bildschirm

Eines der wohl besten Dinge an diesem Smartphone ist der Bildschirm. Mit einer Größe von 5,36 Zoll ist er wahrlich nicht klein, löst aber mit einer Auflösung von 1920 x 1152 Pixeln sehr hoch auf. Er kommt damit auf eine Pixeldichte von circa 418 ppi. Zum Vergleich: das Aquaris E4.5 hat nur 240 ppi auf 4,5 Zoll.

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Die Vorderseite

Unabhängig von den bloßen Zahlen ist der Bildschirm auch subjektiv sehr gut. Sowohl Schriften als auch Fotos und App-Icons sind durch die hohe Auflösung scharf. Die Helligkeit und die Farben sehen mit dem bloßen Auge geurteilt sehr gut aus. Dies trifft auch auf die Blickwinkelstabilität zu.

Nachteilig ist jedoch, dass die höhere Auflösung softwareseitig nicht ausgenutzt wird. Die App-Icons sind beispielsweise etwas sehr groß. Das gleiche gilt für diverse Schriften. Der App-Scope zeigt etwa auf dem MX4 nur drei App-Icons nebeneinander an. Dieser Umstand wird allerdings schon mit dem nächsten System-Update korrigiert, sodass die hohe Auflösung sinnvoller von Apps und Scopes genutzt werden kann und mehr Informationen oder Bedienelemente dargestellt werden können.

Die Kamera

Neben dem Display ist die Kamera hervorzuheben, die sehr gute Fotos macht. Sie löst mit 20,7 Megapixeln auf und macht sehr schöne Bilder. Während die Kamera vom Aquaris E4.5 eher verwaschene Fotos macht, ist dies beim MX4 nicht der Fall: So sind auch die Farben satt und kräftig. Auch in dunklen Orten produziert die Kamera verhältnismäßig gute Fotos. Allerdings kam es unter einigen Umständen dazu, dass die Kamera im Dunkeln nicht ordentlich fokussiert hat, was wiederum in verschwommenen Bildern resultierte.

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Fließendes Wasser Das Dortmunder U An einer Dortmunder Kirche

Mobilfunk und WLAN

Beim Aquaris E4.5 kritisierten einige Personen, dass das Smartphone keine LTE-Frequenzen beherrsche. Das MX4 unterstützt die gängigen LTE-Frequenzen, die in Europa genutzt werden. Ebenso unterstützt es HSDPA. Das Smartphone hat einen micro SIM-Einschub, der sich auf der Rückseite befindet. Dafür muss man die hintere Abdeckung entfernen.

WLAN fehlt natürlich auch nicht. Allerdings gibt es beim Wechsel zwischen Mobilfunk-Datenverbindungen und WLAN häufiger Probleme, sodass nicht zuverlässig automatisch zwischen diesen umgeschaltet wird. Oft verbindet es sich zum Beispiel nicht in eines der gespeicherten WLAN-Netzen, wenn diese verfügbar sind. Stattdessen wird nach dem WLAN-Passwort gefragt, obwohl dieses bereits gespeichert ist. Nach einem manuellen Klick auf das WLAN-Netz verbindet sich das Smartphone dann ohne Probleme. Andersherum existiert aber ebenfalls das Problem, dass das WLAN-Symbol dargestellt wird, obwohl man das WLAN-Netz schon längst verlassen hat. Diese Fehler werden hoffentlich in einem System-Update in naher Zukunft korrigiert.

Akkuleistung

Der Akku hat eine Kapazität von 3100 mAh. Dieser Akku treibt unter anderem den MediaTek Octa-Core Prozessor, 2GB Arbeitsspeicher und das große Display an. Leider ist noch ein Bug im System enthalten, der hin und wieder zuschlägt und den Akku innerhalb von einigen Stunden leersaugt, obwohl es sich größtenteils im Standby befand. An diesem Fehler wird allerdings bereits gearbeitet und er sollte ebenfalls mit dem nächsten System-Update korrigiert sein. Ähnliches war auch schon beim Aquaris E4.5 der Fall, welches erst kurz vor der Auslieferung an die Endkunden eine Korrektur erhielt, die den Stromverbrauch im Standby gravierend verbessert hat.

Obwohl man die Rückseite des Telefons öffnen kann, ist ein einfaches Austauschen des Akkus nicht möglich. Dieser ist nämlich fest verbaut und somit nicht einfach wechselbar.

Verarbeitung, Haptik & Qualität

Die äußerliche Verarbeitung ist sehr gut. Der Rahmen und die Rückseite sind aus Aluminium. Es knarzt an keiner Stelle und ist deutlich hochwertiger verarbeitet als das Aquaris E4.5. Der Bildschirm wird durch ein Gorilla Glass 3 geschützt. Obwohl dieses kratzfest sein soll, erschienen nach wenigen Wochen in der Hosentasche die ersten leichten Kratzer. Die Kamera-Linse wird hingegen von Saphir-Glas geschützt. Auch die Aluminium-Rückseite hat einen kleinen Kratzer abbekommen, diese lässt sich wenigstens problemlos bei Bedarf auswechseln. Insgesamt gibt es drei Hardware-Tasten: die beiden Lautstärke-Knöpfe auf der linken Seite und der Power-Knopf auf der oberen Kante. Dieser Letzte Knopf ist ungünstig platziert, da er bei einer Ein-Hand-Bedienung nur sehr schwer mit dem Zeigefinger erreicht werden kann. Die Tasten selbst lassen sich allerdings gut betätigen, sind weder zu fest noch zu lasch.

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Das Meizu MX4 liegt grundsätzlich gut in der Hand

Trotz der Größe liegt das Smartphone einigermaßen gut in der Hand. Vor allem am Anfang muss man sich stark an die glatte Rückseite gewöhnen. Denn durch diese kann das Gerät leicht aus den Händen rutschen, wenn man nicht sorgfältig aufpasst.

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Die Rückseite

Leistung

Angetrieben wird das Meizu MX4 von einem MediaTek Octa-Core Prozessor 🇬🇧. Diese CPU besteht aus einem ARM Cortex-A17 mit 4 Kernen und einem ARM Cortext-A7 ebenfalls mit 4 Kernen. Die CPU folgt der Big.LITTLE-Architektur, das heißt, dass die höher-getakteten Kerne nur bei hoher Rechenlast genutzt werden und sonst die schwächeren Kerne beansprucht werden. Daraus ergibt sich der Vorteil, dass man sowohl hohe Leistungsfähigkeiten abdecken kann, als auch den Energieverbrauch sonst gering halten kann.

Obwohl das Smartphone eine theoretisch hohe Leistungsfähigkeit besitzt, flitzt es bei der Bedienung nicht so, wie man es sich erwarten würde – oder wie man es von anderen High-End Android-Geräten gewohnt ist. So kommt es weiterhin zu Rucklern, wenn man zwischen Scopes wechselt. Das Starten von Core-Apps dauert auch auf dem MX4 um die drei Sekunden, sofern sie nicht schon einmal gestartet wurden.

Das Gerät besitzt zwar 2GB Arbeitsspeicher, allerdings laden sich gestartete Apps viel zu häufig neu, auch wenn nicht zu viele Anwendungen geöffnet sind. Auch dieser Fehler ist bekannt und auch daran wird gearbeitet.

Kritik

Das Gerät besitzt prinzipiell eine tolle Hardware, insbesondere das Display ist sehr gut. Getrübt wird es allerdings durch die eher mittelmäßige Software-Unterstützung, die schlechter zu sein scheint als beim Aquaris E4.5. Neben den oben genannten Fehlern sind auch noch einige weitere vorhanden. So gib es unterhalb des Displays zwar einen Soft-Home-Button der auch als Notification-LED dienen kann, doch ist dieser noch funktionsunfähig. Beim Betätigen des Buttons wird auf den ersten Scope gewechselt. Dies widerspricht nicht nur der Benutzerführung von Ubuntu Phone, das auch vollständig ohne Bedienelemente außerhalb des Displays bedienfähig ist, sondern der Home-Button wird bei der Durchführung einer Wischgeste vom unteren Bildschirmrand häufig unabsichtlich betätigt.

Ein weiteres Problem ist die Hitze des Telefons. Beim simplen Nutzen des Geräts wird sehr schnell sehr heiß. Nicht immer – aber je mehr Leistung genutzt wird, desto wärmer wird es. So erreicht die obere Hälfte der Rückseite bereits bei normaler Benutzung häufig die 40°C-Marke.

Neben den oben genannten Fehler und Ungereimtheiten ist das MX4 im Alltag im direkten Vergleich schneller als das Aquaris E4.5, was während der allgemeinen Nutzung auffällt. Die Apps starten ein paar Sekunden schneller, teilweise doppelt so schnell. Nichtsdestotrotz sind viele System-Elemente häufig am Ruckeln und bedienen sich eher träge, wie es auch beim Aquaris E4.5 der Fall ist. Allgemein wirkt es so, als ob das Meizu MX4 im Vergleich zum Aquaris E4.5 eher schlecht an die Hardware angepasst wurde. Vieles lässt sich noch durch Software-Updates korrigieren, denn auch das Aquaris E4.5 war in den Wochen vor der Auslieferung an die Endkunden mit einigen Bugs versehen.

Das Meizu MX4 lässt sich für knapp 300€ kaufen, sofern man Glück im Invite-Spiel hat 🇬🇧.