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Wochenrückblick KW 34

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Auch diese Woche gibt es den Wochenrückblick mit interessanten Themen aus dem Linux- und OpenSource-Bereich, für die es keine separate Ikhaya-Meldung gab.

Office Open XML

Patent threat looms large over OOXML en
Die "New Zealand Open Source Society" (NZOSS) hat einige Bedenken, was den Entwurf von Office Open XML angeht. So sei man bei einer ISO-Standardisierung mit einer 6000-Seiten dicken Spezifikation gestraft, die möglicherweise noch verschiedene Patentschwierigkeiten aufwarten lassen könnte. Bereits in der Vergangenheit sind viele Firmen wegen Patentdrohungen lieber auf Open Source-Produkte umgestiegen. Die NZOSS hat am 23. und 24. August auf einem Workshop ihre Bedenken bekannt gegeben.

Poland against OOXML? en
Das "Polish Technical Committee no 171" hat mit 80% aller Stimmen gegen Microsofts Office Open XML gestimmt. Dummerweise trifft das Kommittee nicht mehr wie zuvor gedacht die finale Entscheidung, diese wird nun vom "Polish Technical Committee no 183" übernommen. Deren Entscheidung ist dann aber entgültig und wird ohne Änderung vom "Polish Committee for Standardization" übernommen, die das Ergebnis dann bei der Wahl am 2. September an die ISO übersenden wird.

OpenXML sorgt in der Schweiz für Unmut
Die Swiss Internet User Group hat Beschwerde bei der Schweizerischen Normen-Vereinigung eingelegt, weil ihre Argumente gegen eine ISO-Standardisierung von OOXML ignoriert wurden. Der Vorsitzende des Normungskomitees, Istvan Sebestyen, sei als Generalsekretär der ECMA nicht objektiv, da die ECMA bereits im Dezember 2006 Office Open XML als Standard zugelassen hat.
Weitere Berichte: Schweizer Internet User Group gegen OOXML

DIN stimmt für Microsofts Open XML
Auch wenn aus den deutschen IT-Organisationen und diversen Open Source-Bewegungen starke Bedenken kamen, so hat die DIN am Dienstag auf einer Tagung der Wahl zu OOXML als ISO-Standard zugestimmt. Dem Votum werden aber zahlreiche Verbesserungsvorschläge beiliegen, es ist nur die Frage, ob Microsoft damit auch etwas anfängt. Elmar Geese, Vorsitzender des Linux Verbandes, hat nun dazu aufgefordert, sich mit dem Format zu beschäftigen, da eine ISO-Standardisierung wohl kaum etwas verhindern kann.
Weitere Berichte: DIN befürwortet Standardisierung von OOXML, DIN sagt 'Ja' zu Microsofts Dokumentenformat OpenXML, Deutschland unterstützt OpenXML, DIN e.V. Explains its vote on OOXML en

Unstimmigkeiten bei DIN-Entscheid zu Microsofts OpenXML beklagt
Einen Tag nach der DIN-Entscheidung, OpenXML als internationalen ISO-Standard anzuerkennen, hagelt es weitere massive Kritik. Zudem wurde jetzt auch noch bekannt, dass es bei der Abstimmung diverse Unstimmigkeiten gegeben hat. So durften zwei Firmen, die gegen das OpenXML-Format sind, lediglich als nicht-stimmberechtige Gäste teilnehmen. Auch wurde die Stimme eines abwesenden OpenXML-Befürworters gezählt, obwohl laut Satzung nur Anwesende eine gültige Stimme hatten. Insider nannten das Prozedere bei der Abstimmung "skurril" und "merkwürdig", was von der DIN natürlich strikt dementiert wurde.
Weitere Berichte: What Happened in Germany en

Sun ODF plugin chokes on Office 2007 en
Linux.com hat sich dem ODF-Plugin von Sun für Microsoft Office angenommen, welches dafür sorgen soll, dass Office-Anwender Dokumente auch im standardisierten Open Document Format laden und speichern können. Ein gutes Bild ist dabei aber nicht herausgekommen, denn einzig die Exportfunktion unter den älteren Word-Programmen hat funktioniert. Bei dem neueren MS Office 2007 oder auch bei den anderen Komponenten Excel und PowerPoint versagte das Plugin.

OOXML: Brazil Says NO en
Nach einer langen Sitzung am Dienstag wurden die Kommentare vom brasilianischen Kommittee nun zusammengefasst und das Ergebnis ist ein "Nein" zur ISO-Standardisierung von Microsofts Office OpenXML und wird einige Kommentare beiligend haben. Die "Brazilian Technical Standards Organization" empfiehlt nun ODF als den wirklich offenen und unabhängigen Standard.

India throws MS open format out of the window en
Am Donnerstag hat das 21-köpfige Kommittee Microsofts Office Open XML eine Absage erteilt und stimmt somit gegen eine ISO-Standardisierung. Der Wahl liegen zusätzlich Kommentare zu technischen Mängeln bei, die die Ablehnung erklären und auch an die ISO gesendet werden. Ein Microsoft-Sprecher interpretiert dies so, dass aus dem Nein ein Ja wird, wenn die Mängel bis zur endgültigen Entscheidung am 2. September behoben werden sollten.

Latest INCITS Voting Results on OOXML; JTC1 Vote Begins to be Stacked en
In den USA ist die Wahl für oder gegen Microsofts Office Open XML etwas komplizierter geworden. So gab es zwei Abstimmungen, die gleichzeitig liefen. Zum einen war die Frage, ob man die ISO-Standardisierung befürworten solle, die andere Abstimmung enthielt genau das Gegenteil, nämlich ob man die Standardisierung ablehnen solle. Die Wahl ging am Freitag zu Ende und wie es ausschaut, wird die INCITS die Wahl zum ISO-Standard unterstützen.

Ubuntu

Why XSserver 1.4 won't make it into Ubuntu Gutsy en
Auf einer Entwicklerkonferenz wurde beschlossen, dass der Xserver 1.4, den man für X.Org 7.3 benötigt, nicht mehr in Ubuntu 7.10 "Gutsy Gibbon" integriert wird, da die finale Version 1.4 nicht mehr vor dem Feature Freeze am 22. August fertig wurde. Gibt es nun doch kein bullet-proof-x en und displayconfig-gtk in Ubuntu 7.10 "Gutsy Gibbon" wie Phoronix en verlauten lassen? DesktopLinux.com haben deren Aussage aber korrigiert und beide Programme werden in Gutsy zu finden sein, da sie nicht direkt von X.Org 7.3 abhängen.

Canonical veröffentlicht neue Launchpad-Version en
Die wichtigste Neuerung in Launchpad 1.1.8 en ist der Build-Service Personal Package Archives en, mit dem es möglich gemacht werden soll, Ubuntu-Pakete zu erstellen und diese zur Installation anzubieten. Des Weiteren verschickt der Bug-Tracker jetzt E-Mails mit Angabe des Meilensteins im Header und es lassen sich auch Schlagwörter per E-Mail vergeben. Eine komplette Liste der Änderungen findet man in den Release Notes en.
Weitere Berichte: Canonical veröffentlicht neue Launchpad-Version

Ubuntu maker enters BBC iPlayer dispute en
Nachdem der öffentlich-rechtliche englische Sender BBC im Juni bereits eine Wettbewerbsbeschwerde über sich ergehen lassen musste, weil sie ihren TV-on-Demand-Player iPlayer nur für Windows anbieten, tritt nun auch Chris Kenyon von Canonical an die BBC heran und stärkt dem Open Source Consortium (OSC) den Rücken, die für die erste Beschwerde zuständig waren. Kenyon findet es schockierend, dass die BBC, die sich lange Zeit für Open Source einsetzte, dieses Streben mit dem iPlayer über den Haufen werfe. Eine Beschränkung auf Windows-Systeme widerspräche der BBC-Satzung und sei zudem kurzsichtig und schlecht für alle Gebührenzahler.

Ubuntu Developer Summit Boston 2007 Announced en
Wie jedes Mal findet kurz nach der Veröffentlichung einer Ubuntu-Version ein Treffen aller Ubuntu-Entwickler statt, um die Ausrichtung und Zielsetzung für den Nachfolger festzulegen. Für die Besprechung von Ubuntu 8.04 trifft sich die Entwicklergemeinde vom 27. Oktober bis zum 02. November in Cambridge (Boston), Massachussetts, USA. Alle weiteren Informationen kann man der Wiki-Seite en entnehmen.

Linux und OpenSource

Sun erwägt GPL für NetBeans
Sun überlegt aktuell, ob es die nächste Version der Entwicklungsplattform NetBeans 6.0 unter einer Dual-Lizenz veröffentlicht. Es würde dann nach wie vor die CDDL en geben und zusätzlich könnte auch eine Version unter der GPLv2 stehen. Die NetBeans-Community würde davon profitieren und das Programm könnte seinen Erfolg weiter stärken, sagte NetBeans-Community-Manager Bruno Souza.
Weitere Berichte: NetBeans soll unter zwei Lizenzen stehen

OSI email group gets catty over Microsoft's Permissive License request en
Auf der Mailingliste en der OSI wird aktuell sehr heiß über die die von Microsoft eingereichten Shared Source-Lizenzen diskutiert, die Microsoft vorgelegt hat, damit diese als Open Source-Lizenzen akzeptiert werden. Viele sehen das Problem, dass die genannten Lizenzen inkompatibel zur GPL sind. Chris DiBona von Google Inc. ging aber noch einen Schritt weiter und fragte Microsoft direkt, ob diese dann den irreführenden Begriff Shared Source fallen lassen, ob sie keine falschen Informationen mehr über Open Source und die GPL verbreiten würden und ob sie die Patendrohungen endlich sein lassen. Bill Hilf von Microsoft argumentierte, dass dies nicht mit den Lizenzen zu tun habe, was aber wohl ein Teil der Open Source-Gemeinschaft anders sieht.
Weitere Berichte: Diskussion um Microsofts Shared-Source-Lizenzen

Why, Why, Why OSI? en
Weil der Autor Matt Asay aus obigen Artikel sich fragte, wieso Microsofts Anfrage von der OSI nicht mit offenen Armen empfangen wird, hat Groklaw dazu eine kleine Erklärung geliefert. Am besten kann man die Anwort mit der Gegenfrage: "Lässt einen Bauer einen Fuchs ins Hühnerhaus, wenn dieser sich als Huhn verkleidet?" beantworten. Der Vollständigkeit halber hat Matt Asay aber hierauf noch eine Antwort en gehabt.

Linux4afrika in den Bundestag eingeladen
Das Hilfsprojekt linux4afrika, welches gebrauchte Hardware sammelte, um diese an afrikanischen Schulen einsetzen zu lassen, wurde von Ausschussmitglied MdB Bernward Müller in den Bundestag eingeladen. Der Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung beschäftigt sich unter anderem auch mit der Bildung in der Entwicklungszusammenarbeit. Am 17. September soll ein Fachgespräch mit den Entwicklungspolitikern stattfinden.

Linux-Kernel steuerbefreit
In den USA ist der Linux-Kernel ab sofort von der Einkommensteuer befreit. Die Steuerbehörde IRS hat das Projekt als "Private Operating Foundation" anerkannt, so kann die Organisiation nun Spendenquittungen ausstellen, die man von der Steuer absetzen kann. Für Deutschland gilt dies nicht, da die Regelung nur von der IRS getroffen wurde.

Kosmetik für Microsofts Anti-Linux-Kampagne
Microsoft hat seine seit 2003 bestehenden Get the Facts-Seite vom Netz genommen und eine neue Windows-Server-Compare-Seite online gestellt. Der Inhalt hat sich aber nicht so sehr geändert. Nach wie vor vergleicht man Windows Server mit anderen Open Source-Lösungen in den Punkten Total Cost of Ownership, Zuverlässigkeit und Sicherheit. Microsoft sah sich wohl genötigt, die teilweise Verteufelung von Open Source zu entfernen, wenn sie mit OOXML oder ihren Shared Source-Lizenzen eine Chance haben wollen.
Weitere Berichte: Microsofts neuer Windows-Linux-Vergleich, Microsoft besser als Linux, Microsoft kills its 'Get the Facts' anti-Linux site en

Software

UT3 für Linux bestätigt
Mark Rein hat im Forum von Epic Games en bekannt gegeben, dass Unreal Tournament 3, welches Ende 2007 veröffentlicht werden soll, auch für Linux erhältlich sein wird. Epic setzt damit ähnlich wie id seine Multi-Plattform-Software fort.
Weitere Berichte: Unreal Tournament 3 For Linux Confirmed en

Pidgin 2.1.1 veröffentlicht
Nachdem es mit Pidgin 2.1.0 ja einige Probleme gab, wurden in der neuen Version viele Bugs behoben, die man auch im Changelog en nachlesen kann. Vor allem für Yahoo- und Bonjour-Konten wurden Fehler bereinigt. Fertige .deb Pakete stehen auf Getdeb.net en zum Download bereit.

Firefox-Entwickler wollen Gopher-Unterstützung entfernen
Firefox 3.0 soll eine Reihe an Neuerungen und Verbesserungen haben, aber auch ungenutzte Funktionen wegfallen lassen. Davon ist nun das Protokoll "gopher://" betroffen, in welchem die Entwickler eine mögliche Angriffsfläche sehen. Per Plugin soll die Funktion aber nachrüstbar sein.
Zusätzlich soll Firefox 3 den Hackern das Handwerk legen, wobei diese Aussage doch etwas zu enthusiastisch verfasst wurde, denn durch die Implementation der W3C-Spezifikation "Enabling Read Access for Web Resources" sollen nur XSS-Angriffe (Cross-Site Scripting) verhindert werden.
Ein neues Feature in Firefox 3.0 soll die Unterstützung für HTML5 Videoelemente en sein, mit dem man Videos direkt in HTML einbetten und per JavaScript steuern kann. Die Funktion ist aktuell aber noch nicht im Programm enthalten und nur als Patch (auch für Ubuntu) en verfügbar.
Weitere Berichte: Diskussion um Entfernung von Gopher aus Firefox

Wine 0.9.44 veröffentlicht en
Diese Woche ist die neue Version von Wine erschienen, mit denen sich Windows-Programme unter Linux ausführen lassen. Neu sind unter anderem eine bessere Fensterverwaltung, Verbesserung an WordPad und eine Menge Bugfixes. Für Ubuntu findet man auf der Webseite en Paketquellen für Dapper, Edgy und Feisty, aus denen man immer die neueste Version von Wine beziehen kann.

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