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Das Jahr 2012 in der Retrospektive – Teil 1

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Das neue Jahr hat begonnen – Grund genug für uns, einen Blick zurück auf das alte zu werfen. 2012 gab es sehr viel über ubuntuusers.de und Ubuntu selbst zu berichten. Der erste Teil behandelt die Monate Januar bis Juni 2012.

Januar

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SpongeBob-Film auf Ubuntu TV

Am Anfang des Jahres zeigte Canonical auf der „Consumer Electronics Show“ (CES) in Las Vegas einen ersten Prototypen von Ubuntu TV. Das Konzept sieht vor, mit speziellen Startern Zugriff auf TV-Sender, gespeicherte Filme, Musik oder YouTube-Videos zu ermöglichen. Dabei bedient es sich der Erweiterbarkeit des Unity-Desktops mittels der „Lenses“ (Linsen), um eine eigene TV-Umgebung zu erzeugen. Ein Interview mit Mark Shuttleworth hatten wir dazu etwas später veröffentlicht.

Im Januar wurde das Angebot von Mailinglisten vom Serverteam wiederhergestellt. Der alte Server ging leider ein paar Wochen zuvor verloren und somit auch die Funktion der Mailinglisten und die gesamten Archive. Versuche an diese Daten heranzukommen, führten leider ins Leere. Über die gesamte Situation der Server-Infrastruktur wurde vom Serverteam informiert.

Des Weiteren meldete sich Mark Shuttleworth mit einem Blogbeitrag, den wir übersetzt ins Ikhaya stellten. In diesem Beitrag ging er auf die drei Standbeine des Entwicklungsprozesses von Ubuntu ein: die Regelmäßigkeit, die Qualität und das Design. Da Mark uns in einer Mailanfrage zusagte, dass er Fragen unserer Benutzer beantworten möchte, starteten wir einen Aufruf Fragen zu stellen.

Mit dem Ubuntu TV war aber nicht Schluss mit den großen Ankündigungen von Mark und Canonical. Es folgte gleich danach die Ankündigung des Head-Up-Display (HUD). Bei diesem neuartigen Menü kann in einer Suchleiste nach Menüpunkten von Anwendungen gesucht werden.

Februar

Im Februar kündigte Canonical an, die finanzielle Unterstützung für Kubuntu einzustellen. Nach sieben Jahren sollte Kubuntu damit als Community-Projekt weitergeführt werden, so wie es auch bei Xubuntu und Lubuntu der Fall ist. Jonathan Riddell, der bei Canonical für die Kubuntu-Entwicklung angestellt war, kündigte zuerst auch seinen Rückzug aus der Entwicklung an. Später zog er mit der Kündigung bei Canonical seine Aussage wieder zurück.

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Autor: Rotilio Salvatore (CC-BY-SA)

Als eine weitere Neuerung bei Ubuntu wurde der Ubuntu Business Remix eingeführt. Dieser zielt auf Unternehmen, die bisher nicht benötigte Bestandteile wie Medien-Spieler, Social-Media-Programme und dergleichen selbst aus der Standardinstallation entfernen mussten. Mit dieser Variation soll die Grundinstallation für Unternehmen somit vereinfacht werden.

Wir stellten das Projekt spreadubuntu vor, das fünf Jahre zuvor gegründet wurde. Auf der Webseite von spreadubuntu werden Werbemittel für Ubuntu zum Download angeboten. Dieses Do-it-yourself-Marketing (kurz: DIY) wird von der Launchpad-Gruppe spreadubuntu sowie von Ubuntu-Enthusiasten organisiert und bietet nicht nur für den englischsprachigen Bereich viel Material.

Wer bisher einen Artikel für das Wiki oder Ikhaya auf ubuntuusers.de schreiben wollte, dem stand lediglich ein – im Vergleich zu InyokaEdit – simpler Online-Editor zur Verfügung. Dieser ist zwar zweckmäßig aufgebaut und auch für Personen mit wenig Syntax-Erfahrung leicht zu bedienen – dennoch gibt es einige Funktionen, die noch fehlen. Hier versucht der von Shakesbier entwickelte Editor InyokaEdit Abhilfe zu schaffen. Das Projekt stellten wir im Februar der Öffentlichkeit vor.

März

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Produktposter

Schon Tage zuvor wurde die Neuerung von Ubuntu verkündet, die im Februar/März auf dem Mobile World Congress in Barcelona zu sehen sein wird: Ubuntu for Android. Unter dem Titel „Ubuntu for Android” präsentiert Canonical dort eine selbst ernannte „Killer App“ für Quadcore-Smartphones. Wie Mark Shuttleworth schreibt, handelt es sich hierbei nicht um ein reines Ubuntu-Smartphone, sondern um ein mit Ubuntu erweitertes Android-Smartphone.

Die CeBIT fand wie jedes Jahr im März statt. Diesmal war wieder die deutsche Ubuntu-Community mit einem eigenen Stand vertreten. Sie kamen in der „Open Source Project Lounge“ von Linux New Media unter.

Mark Shuttleworth machte sich in seinem Blog Gedanken über den Einsatz von Ubuntu in staatlichen Einrichtungen und rief zur Diskussion über das Thema auf. Shuttleworth sieht dabei wachsendes Vertrauen staatlicher Stellen in Open-Source-Software (OSS) – und auch wachsendes Geschick bei deren Nutzung. Allerdings dürfe die Verwendung von Open-Source nicht bedeuten, schlicht proprietäre Anwendungen durch freie zu ersetzen. Vielmehr kommt es ihm auch darauf an, gezielt die Stärken freier Software auszuspielen, insbesondere ihre Flexibilität.

Mit GNOME 3.4 kam ein weiteres großes Update für die beliebte Desktop-Umgebung. Die dritte Version von GNOME brachte sehr viele Änderungen und es gab einen großen Paradigmenwechsel: Das allseits bekannte GNOME-Panel verschwand und wurde durch die GNOME-Shell ersetzt. Die GNOME-Shell erfuhr bei diesem Update nur geringe Änderungen, mit GNOME-Boxen wurde aber eine neue Applikation eingeführt.

April

Im April wurde bekannt gegeben, dass Kubuntu einen neuen Sponsor hat. Canonical bezahlte während seines Sponsorings einen fest angestellten Entwickler, Jonathan Riddell. Riddell berichtet, dass ihn als Reaktion auf die Entscheidung Canonicals viele E-Mails von Firmen, Regierungen und Privatpersonen erreicht hätten, in denen ihm mitgeteilt wurde, wie sehr die betreffenden Nutzer auf Kubuntu angewiesen seien – also wie populär Kubuntu sei. Deswegen werde auch er beim neuen Sponsor Blue-Systems für Kubuntu arbeiten.

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Quetzal

Kurz vor der Veröffentlichung von Ubuntu 12.04 LTS Precise Pangolin gab Mark Shuttleworth, der Gründer von Canonical, der Firma hinter Ubuntu, den Codenamen für die darauf folgende Version bekannt – und zwar erneut über einen Blogartikel 🇬🇧 auf seiner Homepage 🇬🇧. Als Namen für Ubuntu 12.10 wählte er „Quantal Quetzal“.

Schon im Januar machte ubuntuusers.de darauf aufmerksam, dass die Server-Infrastruktur veraltet ist. Im April kam es dann zum Spendenaufruf um neue Server zu finanzieren. Insgesamt mussten mindestens 14.500 € eingenommen werden, damit die Plattform und weitere Dienste rund um Ubuntu auch in Zukunft betrieben werden können. Über die „Thomas Krenn Open Source Förderung“ kamen die ersten 2.500 € zusammen.

Pünktlich zum 26. April erschien die neue Ubuntu-Version „Precise Pangolin“. Bei dieser Version handelte es sich um eine LTS-Version. Ubuntu 12.04 enthält neben aktualisierter Software den neuen Kernel 3.2. Das Standarddateisystem bei der Installation ist nach wie vor ext4, welches erstmals in Karmic Koala Einzug hielt. Der eine kommt, doch der andere geht: Das End of Life von Maverick Meerkat wurde verkündet.

Mai

Im Januar riefen wir auf, Fragen an Mark Shuttleworth zu stellen, die wir ihm im Rahmen eines Interviews stellten. Nach einigen Verzögerungen beantwortet er dann unsere Fragen. Dabei ging er auf Unity, die Ubuntu-Derivate, die Ubuntu-Entwicklung sowie viele weitere Thematiken ein.

linuxtag.jpg Die offizielle Phase der Spendenaktion zugunsten von neuen Servern endete Mitte Mai. Die minimal benötigte Summe von 14.500 € wurde ganz klar überboten und so kamen 22.973,95 € zusammen. In einem weiteren Artikel erläuterten wir dann noch einmal einige Hintergründe und lieferten Statistiken zur Spendenaktion. Auf dem LinuxTag in Berlin übergab die Thomas-Krenn.AG einen Gutschein für die Server in Höhe von 2.500 €.

Auch im Mai wurden neue Versionen von diversen Anwendungen veröffentlicht. Darunter ownCloud 4.0, Nmap 6.0, Perl 5.16 sowie kdenlive 0.9.

Juni

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World IPv6 Launch
Lizenz der Grafik: CC BY 3.0

Eines der Schlagworte 2012 war „IPv6“. Nachdem im Vorjahr mit dem „World IPv6 Day“ ein groß angelegter öffentlicher Test des neuen Internetprotokolls stattgefunden hatte und ein großer Teil der daran beteiligen Seiten den Dualstack-Betrieb über den Test hinaus beibehalten hatte, sollte am 6. Juni der „World IPv6 Launch“ die Verbreitung der IPv6-Nutzung steigern. Nach einem Überblick über das Thema IPv6 gingen wir auch der Frage nach, welche Auswirkungen IPv6 auf den Einzelnen letztlich hat. Und dann konnten wir es nicht lassen, uns selbst am IPv6 Launch zu beteiligen.

Für den UWR begann ein weiteres neues Kapitel. Als Wochenrückblick in Ikhaya entstanden, wurde er später mit der deutschen Übersetzung der Ubuntu Weekly News zusammengeführt und als Ubuntu-Wochenrückblick von der Gemeinschaft getragen. Diese Arbeit koordinierte das UWR-Team, das jedoch meist unter Personalmangel litt und dadurch einen hohen Aufwand pro Mitarbeiter hatte. So setzten sich Ikhaya- und UWR-Team zusammen und vereinbarten die Auflösung des UWR-Teams. Der UWR wird nun (wieder) durch das Ikhayateam betreut, in erster Linie durch Mitglieder, die zuvor dem UWR-Team angehörten.

Im Juni gab es auch die fünfte Ausgabe des Humble Indie Bundle, das wieder mit kleinen, aber feinen, Independent-Spielen glänzen konnte. Das Fedora-Projekt machte von sich reden, indem es seinen Bootloader von Microsoft signieren ließ, um auf Geräten mit aktiviertem Secure Boot starten zu können. Canonical wählt hier einen anderen Weg: Die neuen Hardware-Anforderungen für Systeme mit vorinstalliertem Ubuntu erfordern, dass dort Schlüssel im BIOS/UEFI hinterlegt werden, mit denen der Ubuntu-Bootloader signiert wurde.

Ein weiteres Mal hört man von Microsoft: In deren Azure-Cloud, die den Betrieb virtueller Server ermöglicht, können nun Systeme mit angepassten Ubuntu 12.04 betrieben werden.

Der Ubuntu App-Showdown fordert Entwickler auf, Anwendungen zu entwickeln, die über das Ubuntu Software-Center bereitgestellt werden. Die besten Apps werden einmal von einer Jury und zum Zweiten durch die Anwender selbst ausgewählt.

Ein neues Projekt soll in Verbindung mit Zeitgeist dabei helfen, Informationen einfacher zusammenzuführen. Der Bridge-Indicator verknüpft beispielsweise die Links zu gelesenen Webseiten mit Programmen, Musikstücken oder geschriebenen Texten, sodass man später noch die Quellen und Hilfsmittel für die eigene Arbeit wiederfinden kann.

Nachdem er schon länger von den meisten Distributionen eingesetzt wurde, verlässt der Bootloader Grub2 nun nach zehn Jahren Entwicklungszeit das Beta-Stadium. Auch Ubuntu verwendet diesen Bootloader seit drei Jahren und ermöglicht damit zum Beispiel die Nutzung von GUID Partition Table


Weiter zum zweiten Teil der Retrospektive.