Schon zu beginn meiner Lehrzeit hat mich immer der Dieselmotor fasziniert. Er war damals zwar nicht so geschmeidig wie ein Benzinmotor, aber dafür extrem zuverlässig. In den 80er Jahren machte man sich weniger Gedanken um den Kraftstoffverbrauch, die Ölkrise aus den 70er war schon fast wieder in Vergessenheit geraten und der Ölpreis im Vergleich zu heute extrem niedrig. Doch angetrieben von den Erfolgen der Grünen und der Tschernobyl-Katastrophe setzte dann die konservative Regierung ein Umweltministerium ein. Es folgte die Abgas-Sonder-Untersuchung (ASU) für PKW mit Benzinmotoren und dann die Förderung von Fahrzeugen mit Abgasreinigungssystemen.
Diese Maßnahmen waren und sind bis heute eigentlich nur auf Sand gebaut, zum einen stieg durch die Katalysatortechnik der Verbrauch und zum anderen blieb es bei der Nutzung einer nicht nachwachsenden Ressource. Einige Wissenschaftler forschten nach alternativen Kraftstoffen für herkömmliche Verbrennungsmotoren und brachten zum Beispiel den Rapsölmethylester oder auch einfach Biodiesel in den 90er Jahren zur Marktreife. Namhafte Automobilhersteller erteilten ihren Diesel-Modelle ganz offiziell eine Freigabe für diesen alternativen Kraftstoff. Denn Biodiesel verschafft etwas Unabhängigkeit von Erdöllieferanten und es hat eine wesentlich bessere Umweltbilanz. Es ist ein nachwachsender Rohstoff und der Kohlendioxyd der dem Abgasrohr entweicht, wurde vorher von den Rapspflanzen der Umwelt entnommen.
Sicherlich ist Biodiesel nur eine Übergangslösung zu einem wirklich umweltfreundlichen Individualverkehr, aber immerhin ein Anfang. Dennoch ist trotz Rekordpreise an den Tankstellen ein Rückwärtstrend zu erkennen. Die Automobilhersteller geben für neue Modelle keine Freigaben mehr oder entziehen diese sogar nachträglich den älteren Fahrzeugen. Den Lieferanten der Automobilindustrie ist es zu aufwändig z.B. die Kraftstoffleitungen und Dichtungen für unterschiedliche Anforderungen kompatibel zu machen, vielleicht bringt sie auch der Preiskampf dazu!?
Selbst in der Bevölkerung hat Biodiesel keinen besonders guten Ruf. Aus Unkenntnis, Bequemlichkeit und wegen der Vorgaben der Hersteller, raten selbst die meisten Fachleute in den Werkstätten von der Alternative ab. Als ich zum Beispiel Anfang des Jahres mit meinem Diesel liegen geblieben bin, weil der Kraftstofffilter eingefroren war, musste ich mir von meinen Kollegen ziemlich höhnische Sprüche anhören. Das klang ähnlich wie die Trolle im Heiseforum. Dabei stellte sich anschließend heraus, dass das Ventil für die Kraftstoffvorwärmung defekt war und somit das Fahrzeug auch mit herkömmlichen Diesel liegen geblieben wäre. Dieser Fehler wurde aber nur behoben, weil ich selber Fachmann bin und schon jahrelang ohne Probleme mit Biodiesel fahre. Außerdem konnte ich noch nachweisen ausschließlich Biodiesel nach EU-Norm getankt zu haben und das mein Fahrzeug mit einem zweiten PKW – ebenfalls voll Biodiesel – abgeschleppt wurde.
Wenn man jetzt noch mal die Überschrift liest, dann erkennt man doch gewisse Parallelen zwischen Linux und Biodiesel. Beide sind eine Alternative für mehr Unabhängigkeit, beide müssen sich gegen Vorurteile – entstanden aus Unkenntnis – und gegen inkompatible Hardware durchsetzen. Nicht zuletzt weht beiden Produkten auch noch ein heftiger Wind von Lobbyisten großer Öl- und Softwarekonzernen entgegen.
Trotzdem sehe ich für Linux eine weitaus positivere Zukunft. Ich wünschen mir, dass in der Bevölkerung die Bereitschaft wächst, gute Alternativen wirklich auf Herz und Nieren zu prüfen, anstatt sich aus Bequemlichkeit für das nächstbeste Produkt zu entscheiden. Denn wenn wir wirklich alle fossilen Ölvorräte verbrannt haben, dann ist nicht einfach nur der Ölhahn zu, sondern wir haben unsere Erde wieder den Zustand wie vor Millionen von Jahren versetzt! Wenn wir irgendwann unser Welt durch Gesetze und Patente komplett in die Hände weniger Unternehmen gelegt haben, dann ist nicht nur freie Bildung und Forschung bedroht, sondern wir haben unser Gesellschaft wieder in den Zustand wie vor hunderten von Jahren versetzt!
von Norbert Schulze (Lxer) Gelernter Kfz-Meister und jetzt EDV-Systembetreuer im Autohaus.