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Der Preis der Freiheit

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Teil 3 – Wenn Anwender und Anbieter zusammen kommen

Ich hab mir über den Titel weiter keine Gedanken gemacht. Nur wer Zeit hat, hat Zeit sich Gedanken zu machen. Und wer hat das schon? Also bin ich einfach davon ausgegangen, dass es beim „Preis der Freiheit“ um die Kosten geht, und das beschrieben wird, was du löhnen musst für deine Freiheit. Dabei kann man es auch ganz anders verstehen.

Teil 3 – Wenn Anwender und Anbieter zusammen kommen.

Ich seh heute noch Rudi Carell vor mir, wie er den Gästen seiner Show, im Angesicht vieler schöner Geschenke, zurief: „Das wäre ihr Preis gewesen.“ So gesehen bedeutet Preis nicht teuer, sondern preisgekrönt. Es geht nicht um Kosten, sondern um Geschenke. „Der Preis der Freiheit“ heißt dann dann: „Erster Preis für die bessere Software“. Sie ist besser, weil sie so gestrickt ist, dass Viele sich daran beteiligen können. Und weil sie frei ist, tun die das auch. Was dabei herauskommt, ist einfach besser als das von denen, die sich um eines vermeintlichen finanziellen Vorteils willen oder aus Phantasielosigkeit, hermetisch vor allen abriegeln und in der täglichen Angst leben, da könnte jemand ihre Mauer überwinden. Wenn man nur mal überlegt, wie viel Energie und Kreativität das bindet! „Die Kehrseite ist, dass man daran beteiligt wird, den Inhalt besser zu machen. Es ist also ein anderes Modell... es baut darauf, die Inhalte so weit wie möglich zu verbreiten, verbunden mit der Aufforderung, Beiträge zu leisten.“ Das hat Mark Shuttleworth auf dem Linuxtag in Wiesbaden gesagt. Recht hat er. Und dann entwickelt er, im gleichen Interview, seine globale Vision. „Das Ubuntu-Projekt ist ein Vorhaben, der Welt einen Desktop zu geben, der sowohl vollständig frei ist – mit den Rechten ihn zu modifizieren, anzupassen und zu übersetzen, als auch kommerziell und professionell. Die Vision ist, die Community, mit ihren freien Software-Werten und ihrer Ethik, und den kommerziellen Professionalismus zusammenzubringen und etwas Einzigartiges zu erschaffen.“ Kommen wir zurück zum drögen Alltag dieses Scanners. Was hat der von solchen Visionen? Der soll einfach seinen Job machen. (it´s not a miracle, it works!) Wenn ich jetzt mal die globale Vision von Mark herunterbreche, auf das Ding mit dem Dingdong, dann bedeutet das doch wohl: Wir wollen Räume schaffen, in denen Anwender und Anbieter zusammen kommen. Richtig? Wenn wir das wollen und uns das klar ist, dann hat das meiner Meinung nach Konsequenzen für beide Seiten:

Für die Anwender könnte das etwa heißen:

  • Wenn ich mich vorher informieren kann, dann werde ich das auch tun! Es gibt z.B. eine sehr übersichtliche Hardwareliste im ubuntuusers Forum.

  • Wenn ich etwas selber machen will, dann werde ich mich auch richtig drauf einlassen. Und nicht mal eben so neben bei nen Scanner einstöpseln.

  • Wenn ich mich darauf einlassen will, dann brauche ich dafür Zeit, ob ich sie nun habe oder nicht. Wenn ich das nicht will, dann gibt es mit Sicherheit jemanden, der das für mich macht, ohne dass ich mich deshalb gleich an die plug and play Welt ausliefern muss. Ich müsste halt nur mal fragen. Vielleicht ein paar nette Leute aus dem Forum.

  • Auch wenn der Computer „nur“ ein Arbeitsgerät für mich ist, enthebt mich das nicht der Verantwortung für mein Tun. Schließlich handelt es sich um ein komplexes System und nicht nur um einen Kuli. Und selbst mit dem kann man Unheil anrichten, wenn man nicht achtsam ist.

  • Um wie viel mehr ist Achtsamkeit von dem gefordert, der mit einem Gerät umgeht, dass ihn mit der ganzen Welt verbindet. Da brauche ich schon ein hohes Maß an Bewusstheit für das, was ich tue. Oder?

Und auf der Seite der Anbieter könnte das heißen:

  • Die Selbstverpflichtung zur Information. Was ich weiß oder herausgefunden habe, gebe ich weiter.

  • Das Bemühen um Klarheit in der Sprache. Ausführungen so schreiben, dass sie auch von Nicht-Fachleuten verstanden werden können.

  • Anleitungen erstellen, die funktionieren. Ist gibt nichts frustrierenderes, als Schritt für Schritt Anleitungen, bei denen ein Schritt fehlt oder sich bei Schritt 13 einfach nichts tut.

  • Sich der Anstrengung unterziehen, die Dinge einfacher zu machen, wenn das geht und die Offenheit, zu sagen, wenn es (noch) nicht geht.

  • Den Mut zur Einfachheit aufbringen und die Kunst der Mäßigung. Ich brauche nicht 10 verschiedene Anwendungen, um eine Aufgabe zu lösen. (Was allerdings meine prinzipielle Freiheit, das doch zu wollen, nicht einschränken darf.)

  • Nicht Nachgeben im Kampf um die Offenlegung der Schnittstellen durch die Hardware Hersteller.

  • In einem offenen Entwicklungsprozess alles zulassen, auch die dümmsten Fragen, die manchmal die größten Herausforderungen beinhalten und uns wirklich weiter bringen, wenn wir sie nicht gleich zurückweisen.

  • An dem unglaublichen Mut festhalten, dass viele Köche den Brei nicht verderben, sondern verbessern. (Bitte nicht in der Küche ausprobieren. Hierfür müsste ich dann jedwede Haftung ablehnen)

Wieweit wir damit sind, als Anwender oder als Anbieter und wo wir noch Entwicklungspotential haben, mag jeder für sich selbst entscheiden. - Denkpause ist angesagt -

OK. Wieder da?

Das alles passiert, wenn Anwender und Anbieter zusammenkommen und sich austauschen, anstatt austricksen. Und in Zukunft werde ich mir öfter mal vorher Gedanken machen. Auch wenn ich eigentlich keine Zeit dafür habe. Versprochen.