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Projektvorstellung: gestikk, Mausgesten für dich!

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Letzten Monat starteten wir eine neue Artikelreihe, in der wir in unregelmäßigen Abständen unbekannte oder unterstützenswerte Projekte vorstellen wollen. Der erste Artikel dieser Reihe handelte von dem universellen Werbefilter BFilter. In der heutigen Ausgabe wollen wir das Programm gestikk vorstellen, welches in der ubuntuusers-Community das Licht der Welt erblickt hat.

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Ist die Tastatur aus dem Haus, rührt sich die Maus: gestikk ist eine kleine aber feine Mausgesten-Applikation, mit deren Hilfe sich durch spezielle Bewegungen des Mauszeigers Tastenkombinationen simulieren oder bestimmte Kommandos ausführen lassen. Mit etwas Übung lässt sich auf diese Weise das System deutlich komfortabler bedienen und viele Arbeitsschritte schneller erledigen. So kann man beispielsweise festlegen, dass sich bei einer kreisförmigen Bewegung des Mauszeigers der Audio-Player öffnet, der Computer heruntergefahren oder ein Bildschirmfoto aufgenommen wird. Auch wenn sich die Zahl der Anwender, die Mausgesten verwenden, ebenso wie die derer Programme, die diese Technik unterstützen, in Grenzen hält, gibt es Mausgesten schon überraschend lange: Bereits Opera 5.10 hatte im Jahr 2001 eine Mausgesten-Funktion en mit im Gepäck, die Desktopumgebung KDE unterstützt Mausgesten seit der Version 3.2 (2004) und auch verschiedene Erweiterungen für Mozilla Firefox, Epiphany oder den Internet Explorer stehen seit Längerem zur Verfügung. Doch was im Kontrollzentrum der K-Desktopumgebung schon seit geraumer Zeit einen festen Platz hat, fehlte bislang bei seinem Pendant GNOME. Die Dienste von gestikk können jedoch nicht nur GNOME-Nutzer wahrnehmen, denn weil das Programm mit nahezu allen Netwm-konformen Window-Managern zurechtkommt, stehen neben Metacity (GNOME) auch KWin (KDE), xfwm4 (XFCE) und viele andere in der Liste der unterstützen Fensterverwalter.

Entstanden ist gestikk im Oktober des letzten Jahres in unserer ubuntuusers-Community, als ein Benutzer nach einer freien Alternative zur bekannten Windows-Anwendung StrokeIt fragt und sich Friedrich Weber, im Forum bekannt als fred.reichbier, kurzerhand dazu entschließt, selbst ein passendes Programm zu programmieren. Damit ist der Weg geebnet für die Version 0.1, die Friedrich mit Python sowie wxPython schreibt und interessierten Testern im Forum zur Verfügung stellt. In den folgenden Ausgaben werden eine englische Übersetzung und Verbesserungen am Erkennungsverfahren in gestikk integriert, sodass das Projekt auch außerhalb des Forums Beachtung findet. Einen großen Schritt nach vorne macht die Mausgesten-Anwendung mit der Version 0.5 "Aaargh!", die neben zahlreichen neuen Features auch erstmals .deb-Pakete mit sich bringt. Weitere beachtenswerte Neuerung ist die vollständige Portierung von wxPython auf PyGTK, für die der Maintainer auf die Unterstützung von Jonas Haag, im ubuntuusers-Forum als Dauerbaustelle bekannt, zurückgreift. Gemeinsam kümmern sie sich fortan um die Bugreports en und veröffentlichen schließlich die aktuelle Ausgabe gestikk 0.6 "Bullsh!t", die weniger große Neuheiten als wichtige Fehlerkorrekturen beinhaltet. Für gestikk 0.7 haben sich die Entwickler die Aufbereitung des kompletten Codes sowie den Einbau einer Plugin-Funktion vorgenommen, mit der man neue Aktionen als Erweiterungen herunterladen oder sogar selbstständig programmieren kann.
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Wen die Geschichte der Mausgesten und der Entwicklungsprozess von gestikk noch nicht dazu motiviert hat, einen Blick auf die Installationsanleitung im Wiki zu werfen, den wird vielleicht eine kleine Einführung in die Konfigurationsmöglichkeiten der Anwendung dazu bewegen: Bevor es mit der eigentlichen Bestimmung der Mausgesten und zugehörigen Kommandos losgeht, ist es nötig, gestikk mitzuteilen, welche Toleranz bei der Erkennung der Mausbewegungen gelten soll und welche Taste bei der Ausführung einer solchen Geste gedrückt sein muss. Weiterhin lässt sich ein so genannter On Screen Display img aktivieren, der eine Geste bei der Durchführung derselben als farbige Linie auf den Bildschirm zeichnet. Mithilfe der Benachrichtigungs-Funktion kann man sichergehen img, dass gestikk die gemachte Bewegung erkannt hat und sie mit dem richtigen Befehl umsetzt. Hat man sich für oder gegen diese Features entschieden, ist es Zeit, die ersten Mausgesten zu definieren: Dies geschieht zunächst in einem Fenster img, in dem man die gewünschte Geste ausführt, um sie daraufhin einem Kommando zuzuordnen. Seit der Version 5.0 ist es zudem möglich, zu bestimmen, unter welchen Bedingungen eine Mausgeste überhaupt erkannt werden soll. Ein Beispiel für eine Bedingung könnte sein, dass die Tastenkombination Strg+T für einen neuen Tab nur dann simuliert werden soll, wenn sich der Lieblingsbrowser aktuell im Vordergrund befindet.

Wer ein interessantes, aber recht unbekanntes oder hilfsbedürftiges Projekt kennt und dieses gerne an dieser Stelle vorstellen möchte, kann fertig formulierte Artikel an das Ikhaya-Team einreichen - natürlich können sich auch Entwickler direkt bei uns melden.

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