ubuntuusers.de

Ubuntu Edge – Mit 32 Millionen zum High-End-Ubuntu-Smartphone

ubuntu_touch_logo.png

Seit Donnerstag letzter Woche brodelt die Gerüchteküche im Internet, als auf der Ubuntu-Webseite kurzzeitig der Slogan „The line where two surfaces meet“ zu sehen war. Zusätzlich gab es einen Hinweis, dass es noch vier Tage dauern würde. Inzwischen ist das Geheimnis gelüftet – und es hört auf den Namen Ubuntu Edge.

Gerüchte über Gerüchte

ubuntu-webseite-edge.jpg
Ubuntu-Edge-Ankündigung auf der Ubuntu-Webseite.

Ob Canonical, die Firma hinter Ubuntu, es wirklich so spannend machen wollte, ist unklar. Nachdem die Ubuntu-Webseite 🇬🇧 letzten Donnerstag kurz den Slogan „The line where two surfaces meet“ 🇬🇧, verschwand dieser auch wieder sehr schnell.

Zusätzlich tauchten auf dem Canonical-Server auch Bilder eines neuen Smartphone 🇬🇧 auf, die ebenfalls, nachdem sie durch die Weiten des Internets kreisten, wieder vom Server verschwanden.

Es war daher gar nicht klar, ob diesen Montag wirklich ein neues Smartphone mit Ubuntu angekündigt werden würde, oder ob einfach gar nichts passiert. Die Wahrheit liegt dazwischen, denn es gab zwar eine Ankündigung, aber noch keine Hardware.

Edge durch die Community

Die Ubuntu-Webseite 🇬🇧 zeigt es inzwischen groß an: Ubuntu Edge soll das Technikwunder heißen, auf dem Ubuntu läuft. Wie man der YouTube-Ankündigung von Mark Shuttleworth entnehmen kann, will man sich bei dem Gerät auf die Community verlassen und das Projekt mittels Crowdfunding finanzieren.

Hierfür wurde auf der Crowdfunding-Plattform Indiegogo 🇬🇧 heute der Startschuss gegeben, sodass ab sofort die sogenannten Backer Ubuntu Edge unterstützen können.

Die Preisspanne der Perks (so heißen die einzelne Punkte bei Indiegogo) ist dabei gewaltig. Mit 20 US-Dollar wird man einfach nur auf der Webseite als Sponsor erwähnt. Für 830 US-Dollar (ca. 630 Euro) erhält man voraussichtlich im Mai 2014 ein eigenes Ubuntu Edge. Wer Mark Shuttleworth treffen und mit den Edge-Entwicklern sprechen will, ist für 10.000 US-Dollar dabei. Ein Smartphone gibt es bei dem Preis natürlich auch dazu. Der letzte Perk mit 80.000 US-Dollar richtet sich an Unternehmen, die als Gegenleistung 100 Ubuntu-Egde-Smartphones sowie 30 Tage Online-Support erhalten.

Als Bonus-Perk gibt es nur noch bis Morgen Nachmittag 16 Uhr ebenfalls eines der ersten Ubuntu-Edge-Phones zum vergünstigten Preis von 600 US-Dollar (ca. 455 Euro). Das Angebot ist dabei zusätzlich auf 5000 Stück begrenzt. Man sollte nicht vergessen, dass bei dem Erwerb eines Smartphones in Deutschland noch einmal 30 US-Dollar Versandkosten anfallen.

Die Indiegogo-Kampagne läuft noch 31 Tage. In dieser Zeit will man stolze 32 Millionen US-Dollar an Unterstützung gesammelt haben, damit das Projekt finanziert wird.

Ubuntu Touch und Android in friedlicher Koexistenz

ubuntu-edge.jpg
Das Ubuntu Edge, wie es fertig aussehen soll.
(C) Canonical.

Bemerkenswert ist sicherlich, dass Ubuntu Edge nicht nur mit Ubuntu Touch ausgeliefert wird, sondern im Dualboot mit Android. Vorteil ist dabei, dass der Benutzer so nicht zwangsläufig komplett auf Ubuntu Touch umsteigen muss, sondern auch weiterhin Android nutzen kann. Extrem verwunderlich ist dieser Schritt aber nicht, startete Ubuntu Touch bis vor Kurzem doch immer aus Android heraus, was sich erst mit den Images von Anfang Juli änderte.

Ubuntu Touch selbst ist noch nicht fertig, zumal Version 8 des mobilen Systems auf Canonicals Display-Server Mir angewiesen ist. Diese findet sich noch in der Entwicklungsphase und ist vermutlich erst im Mitte 2014 in einem endgültigen Zustand.

Das Innenleben

Ubuntu Edge siedelt sich am oberen Ende der High-End-Smartphones an. Befeuert wird das Smartphone mit dem „schnellsten Mehrkern-Prozessor“ und mindestens 4 GB an Arbeitsspeicher. Das Display wird dabei 4,5 Zoll groß sein und mit 1280x720 Pixeln auflösen. Zur Stabilität und zur Kratzsicherheit soll dabei Saphirglas eingesetzt werden, wobei Saphir das härteste natürliche Material ist, nach dem Diamanten. Mit dabei sind auch zwei Kameras. Zum einen eine 8-MP-Kamera auf der Rückseite sowie eine 2-MP-Kamera auf der Vorderseite. Beim Ankündigungsvideo wird hervorgehoben, dass die Kameras sehr schnell auslösen und zudem auch unter schlechten Lichtbedingungen gute Fotos liefern sollen. Für schnelles Internet ist LTE und Wi-Fi 802.11n enthalten. Als weitere kabellose Schnittstellen stehen dabei Bluetooth 4 und NFC zur Verfügung.

Das Besondere an dem Smartphone ist außerdem, dass es zu einem vollständigen Desktop-PC mutiert, wenn man ihn an eine Docking-Station andockt. Um dies sehr einfach zu realisieren, wird der MHL-Standard verwendet. Wie andere Smartphones auch, wird Ubuntu Edge ebenfalls eine große Anzahl an Sensoren beinhalten, darunter ein Beschleunigungssensor, Gyroskop, einen Näherungssensor, einen Kompass sowie ein Barometer. GPS ist dabei ebenfalls enthalten.

Zur Tonausgabe werden Stereo-Lautsprecher mit „HD Audio“ verwendet. Nicht vergessen sollte man, dass man mit dem Ubuntu Edge ebenfalls telefonieren kann. Dafür sind sogar zwei Mikrofone implementiert, die zudem eine aktive Nebengeräusch-Unterdrückung unterstützen. Als Akku kommt eine Li-Ion-Batterie zum Einsatz. Wie hoch allerdings die Ladekapazität ist, wurde noch nicht näher spezifiziert.

Analyse

Canonical geht mit Ubuntu Edge nicht zwangsläufig dem Trend der riesigen Smartphone-Displays nach. 4,5 Zoll ist zwar ein großes Display, allerdings haben aktuelle High-End-Smartphones häufig 5 Zoll (oder auch mehr) und einer höheren Auflösung. Stattdessen wird hierbei mehr auf die Qualität des Displays selbst gesetzt. Da sich Ubuntu Touch hauptsächlich durch Gesten bedienen lässt, wird sich das Ubuntu Edge auch mit einer Hand gut bedienen lassen, was bei anderen mobilen Betriebssystemen nicht zwangsläufig so sein muss.

Canonical siedelt das Smartphone in dem High-End Bereich ein. Allerdings ist noch nicht klar, welcher Prozessor verwendet wird. Eine ARM-CPU ist dabei zwar wahrscheinlich, allerdings ist auch eine Intel-CPU möglich. Mit 4 GB Arbeitsspeicher und einem starken Prozessor sollte das Arbeiten an einem Desktop-Rechner mit angedocktem Smartphone ebenfalls gut möglich sein.

Falls das Projekt scheitert – mit 32 Millionen wurde die Messlatte schon sehr hoch angelegt – wird es laut Webseite kein Ubuntu Edge geben. Canonical will sich dann auf die bereits vorhandenen Geräte konzentrieren und Ubuntu Touch in Zusammenarbeit mit Hardware-Herstellern auf den Markt bringen.


Dieser Artikel wurde von svij und Dee verfasst.