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Projektvorstellung: Stellarium

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Warum in die Sterne schweifen wenn es draußen kalt und drinnen warm ist. Möchte man dennoch einen Blick auf den Sternenhimmel erhaschen, lässt sich das auch vom kuscheligen Wohnzimmer aus mit einem PC und der richtigen Software bewerkstelligen.

stellarium-icon.bmp Es würde keinen Ikhaya-Artikel geben, gäbe es nicht auch für Ubuntu eine passende Anwendung: Stellarium ist eine Planetarium-Software, deren Entwicklung von dem Franzosen Fabien Chéreau 2001 initiiert wurde und die als freie Software unter der GNU GPL zur Verfügung steht. Mittlerweile zählt das Kern-Entwickler-Team zehn Mann, inklusive einem Grafiker und einem Koordinator für die Lokalisierung, und Stellarium gilt mit seinem großen Funktionsumfang zu den Spitzenprogrammen auf seinem Gebiet.

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Panorama mit Mond, Jupiter und dem Sternbild Orion

Die Installation erfolgt direkt aus den Paketquellen oder, möchte man eine aktuellere Version nutzen, über ein PPA, wie auch im Wiki beschrieben.

Das Fenster zeigt nach dem Start je nach Tageszeit erst einmal einen Tag- oder einen Nachthimmel. Stellarium führt die Darstellung auch nach, um sie weiter passend zur Uhrzeit zu halten. Es ist auch möglich die „Nachführung“ anzuhalten, zu beschleunigen oder auch rückwärts laufen zu lassen. Den Sprung zu einem bestimmten Zeitpunkt beherrscht das Programm auch, so lassen sich vergangene Ansichten des Nachthimmels ebenso sichtbar machen wie noch kommende.

Da der Himmel, oder das was wir davon sehen, auch von unserem Standort abhängt, lässt sich dieser natürlich einstellen. Dazu kann man entweder aus einer Liste von mehreren hundert Städten die nächstgelegene auswählen, oder man legt einen neuen Ort mit WGS-Koordinaten und der Höhe über dem Meeresspiegel an. Für die Bilder dieses Artikels wurde zum Beispiel der Schliffkopf (N48°32'7.00" E8°12'55.00", 1055m) als Standort genutzt.

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Original und Fälschung: Manchmal ist die Darstellung des
Programms zwar weniger authentisch, aber man erkennt mehr

Auf- und Untergangszeiten der Gestirne variieren je nach dem gewählten Beobachtungsort, zwischen Stuttgart und dem nur etwa 75 Kilometer Luftlinie entfernten Schliffkopf ergibt sich bereits eine Differenz von fünf Minuten. Insofern sollte man von dieser Einstellung Gebrauch machen und sie auch anpassen, wenn man Stellarium auf Reisen nutzen möchte. Markiert man ein Objekt im Fenster, so werden viele Zahlen eingeblendet, die unter anderem die scheinbare Helligkeit in Größenklassen angeben (je kleiner, desto heller) und Hinweise dazu geben, in welcher Richtung es vom eigenen Standort aus zu finden ist.

Blickt man in den nächtlichen Himmel, dann scheinen manche der sichtbaren Sterne Figuren zu bilden: Die Sternbilder. Stellarium kann sie durch ihren Namen, mittels einer bildlichen Darstellung oder auch über Linien, die ihre Hauptsterne verbinden, hervorheben. Besonders letzteres erleichtert den Einstieg in das Auffinden von Sternbildern ungemein. Dabei stehen dem Sternfreund nicht nur die „westlichen“ Konstellationen zur Verfügung, es können auch andere Kulturkreise gewählt werden, darunter die chinesischen, koreanischen oder aztekischen Sternsagen.

Die Zahl der sichtbaren Sterne hängt vom Grad der Lichtverschmutzung am Beobachtungsort ab. Auch dies wird berücksichtigt und kann entsprechend eingestellt werden. An einem helleren Nachthimmel, z.B. in der Nähe einer Stadt, werden die weniger hellen Sterne von den Lichtern der Umgebung überstrahlt und sind nicht mehr zu sehen, während die gleichen Sterne in abgelegenen Gegenden mit dem freien Auge noch erkennbar sind. Dort sind Sterne bis zur sechsten Größenklasse sichtbar, darunter fallen in etwa 4000 Sterne.

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Original und Fälschung: Das linke Bild stammt
aus Stellarium, das rechte von einer Fotografie

Der Katalog, den Stellarium von Haus aus mitbringt, reicht bis zur zehnten Größenklasse, gute Teleskopen aus dem Hobbybereich können diese Sterne noch sichtbar machen. Wem dies allerdings nicht ausreicht, der kann über eine interne Download-Funktion fünf zusätzliche Kataloge nachladen, die dann zwar alle 116 Mio Sterne bis zur 18. Größenordnung beinhalten, jedoch mit etwa 1,2 Gb den Internetzugang eine Weile auslasten.

Es existiert auch eine Schnittstelle für Erweiterungen, die mittlerweile ein paar nützliche Funktionen nachrüsten. „Satelliten“ organisiert sich die Bahndaten vieler Satelliten aus dem Internet und blendet sie ein. „Okular“ ermöglicht es, die Daten von Teleskopen und Okularen zu hinterlegen und simuliert dann die Darstellung, die eine entsprechende Kombination erzeugen würde. Trägt man auch die Werte einer Kamera ein, simuliert Stellarium gleich ein Foto eines Beobachtungsobjektes.

Stellarium kann von nahezu jedem genutzt werden, angefangen von unbedarften Laien bis hin zum erfahrenen Hobby-Astronomen. Letzterer kann für die Planung einer Beobachtungsnacht Sterne und andere Objekte heraussuchen, den Zeitpunkt bestimmen, wann sie sichtbar sind und wo sie sich dann befinden werden. Besitzer einer entsprechenden Ausrüstung können ihr Teleskop auch gleich an den PC anschließen und es mittels einer passenden Erweiterung von Stellarium steuern lassen.

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„Okular“ mit Jupiter und den galileischen Monden

Mit seinem Nachtmodus, bei dem die Darstellung durch umschalten auf Rottöne dunkler wird, schont die Software die Augen des Sternguckers und verringert die Zeit, die sie nach einem Blick auf den Bildschirm für die Anpassung an den dunkleren Himmel benötigen. Einsteiger und Laien ziehen vor allem aus der Suchfunktion ihren Nutzen, mit denen sich Sterne, Nebel und Planeten schnell finden lassen. Aber auch die verschiedenen Möglichkeiten, Sternbilder darzustellen helfen beim Kennenlernen des Himmels.

Das Auffinden von Objekten kann manchmal schwierig sein, es bedarf ein wenig Übung um sich unter ein paar tausend Lichtpunkten am Himmel zurechtzufinden. Am Bildschirm kann man hier ein wenig trainieren, gerade die ausblendbaren Sternbildlinien erweisen sich als nützlich um bestimmte Konstellationen zu finden damit man sich anschließend ihre Umgeben ohne die Linien anschauen kann, wie sie auch am realen Himmel aussieht.

Für alle diejenigen, die während des Lesens dieses Beitrags gerade die Installation von Stellarium gestartet haben und begierig darauf sind, endlich loslegen zu können, noch ein paar kleine Tipps:

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Großer Wagen und Polarstern

  • Ein Kompass ist praktisch, wenn man ein bestimmtes Objekt finden möchte, aber nicht zwingend notwendig. Im Norden findet sich der Polarstern, dieser ist die ganze Nacht hindurch am gleichen Punkt sichtbar. Man findet ihn recht einfach, wenn man die markante Form des großen Wagens (siehe Bild) sucht. Der Polarstern befindet sich dann etwa in der fünffachen Verlängerung der „hinteren Bordwand“.

  • Hat man auch keinen Winkelmesser zur Hand, lassen sich Gradangaben aus Stellarium mit einem einfachen Trick von der Software in die Realität übertragen: Man ballt eine Hand zur Faust und streckt sie am ausgestreckten Arm von sich. Dann peilt man mit einem Auge über die Knöchel von Zeige- und kleinem Finger hinweg, dieser Winkel entspricht bei einem Erwachsenen in etwa 5°.

  • Jupiter ist das derzeit hellste Objekt am Nachthimmel und kann mit freiem Auge beobachtet werden. Mit Hilfe eines guten Fernglases kann man bereits seine größeren Monde erkennen.

  • Das Sternbild Orion geht im Moment bereits in der ersten Nachthälfte auf und ist durch die charakteristische Stellung seiner hellsten Sterne gut zu erkennen (siehe erstes Bild, links unten mit Rigel und Beteigeuze).

  • Die Andromeda-Galaxie ist außerhalb von Städten ebenfalls mit bloßem Auge erkennbar. Sie befindet sich im Sternbild Andromeda, Stellarium weist den Weg nach einer Suche nach „M31“.

Die Beobachtungstipps können natürlich auch als Übung dienen, um Stellarium und seine Vorzüge kennenzulernen. Besonders zum Auffinden des Andromedanebels sollte man sich zuvor einige markante Punkte in der Umgebung heraussuchen.

Weitere Informationen: