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Ikhaya

Welcher Geist steckt dahinter?

Die in der Ubuntugemeinschaft herrschende Kommunikation ist wie die Entflechtung des gordischen Knoten oder der Wegfall der unsichtbaren Barriere zwischen Geeks und normalen Usern. Praktisch kann man das täglich an zahlreichen Beispielen in den Foren, Mailinglisten und Channels im IRC erleben. Die wichtigste Botschaft lautet: Niemand wird alleine gelassen.

Das Bewusstsein, dass nur eine sehr hohe technische Kompetenz ein konsistentes System dauerhaft garantiert, zeugt auch von einem nachdenklichen und weitsichtigen Geist. Die Community hat sich absolute Transparenz auf ihre Fahne geschrieben. Alle sollten möglichst viel wissen. Dieser Geist geht sogar soweit, dass die in den IRC Channels sonst flüchtigen und manchmal wichtigen Wortfetzen mitgelogt und für alle zur Verfügung gestellt werden.

Selbst nach mittlerweile 12 Monate herrscht immernoch ein wahrer Pioniergeist. Windowsumsteiger sind gern gesehene Gäste, sie werden herzlich aufgenommen und durch die ersten Stromschnellen fachmännisch gelotst. Entwickler und Paketierer nehmen sich Zeit und erklären Windowsumsteiger ganz unvoreingenommen komplizierte Vorgänge in einfachen Worten.

Mittlerweile hat sich die Bedeutung des Wortes Ubuntu - “Hummanity to others" - schon herumgesprochen. Diese Betrachtung ist als Appell und Lebensanschauung zu verstehen, jedoch noch ziemlich eindimensional - wenn man den Geist hinter Ubuntu erforschen will. Man kann alles aus verschiedenen Perspektiven betrachten und dies lohnt sich bei Ubuntu ebenfalls.

Das die Distribution einen Releasezyklus von 6 Monaten hat, und das emsige Paketierer und viele Freiwillige daran unter Hochdruck arbeiten, ist noch keine Erklärung für den frischen und dynamischen Geist hinter Ubuntu.

Man kann ruhig behaupten, dass Ubuntu eine im positiven Sinne langweilige Geschichte ist. Langweilig, also von Dauer, weil es jeden früher oder später dazu bringt, Aufgaben zu übernehmen und sich in die Community zu involvieren.

Um eine weitere Seite aufzuschlagen, muss man sich mit einem weiteren Wort aus der schönen Zulusprache vertraut machen. Ikhaya. Gleichbedeutend mit Haus oder Heim, aber auch gleichzusetzen mit Ort der Begegnung für den Austausch von Ideen, Visionen und Erfahrungen und genau hier beginnt der wahre Erfolg von Ubuntu.

Meiner Meinung nach entsteht in der Philosophie der Zulu aus ikhaya ubuntu. Der Begriff Ikhaya geht noch einen Schritt weiter, und das ist doch das Wunderbare an diesem schönen Wort. Es schliesst uns, die Ideengeber, die Visionäre und begeistertete Nutzer mit ein. Entwickeln heisst nicht immer nur "programmieren", sondern auch "etwas schaffen". Und Ubuntu ist doch gerade dabei, eine Community zu schaffen.

Bei aller Humanität muss doch der einstige rebellische Geist, der schon immer die Linuxwelt beherrscht hat, noch anwesend sein oder? Die Vision, dass alle Anwender, unabhänig vom Wissenstand, miteinander zusammenarbeiten können, ist wichtiger als sich mit dem leidigen Thema “der Bruch mit Windows" zu beschäftigen.

Mit dem Motto “Für jede Aufgabe nur ein Tool" soll unter dem Aspekt der Usability unschlagbare Einfachkeit vermittelt werden.

Der Geist hinter Ubuntu ist auch ein Versprechen an die Linuxwelt. Das Ende der Herrschaft im Desktopbereich soll nun endlich eingeläutet werden. Viele glauben daran, auch Michael Kofler tut es. Die zwei Säulen, kommerzieller Support und kostenlose Distribution für die Community, sollen dieses Vorhaben umsetzen.